HONGKONG I Walled City

Ich erinnere mich noch sehr genau an meinen ersten Flug nach Hongkong. Es war im April 1986. Mit KLM von Amsterdam über Bahrain und Bangkok nach Hongkong. In der thailändischen Hauptstadt stieg die Crew zu, die die Erlaubnis und Erfahrung hatte, auf dem Hongkonger Flughafen Kai Tak zu landen. Kai Tak war damals einer der gefährlichsten und verrücktesten Flughäfen der Welt. Man flog über Kowloon ein, bretterte nur wenige Meter über die Dächer der Häuser hinweg, ehe kurz vor der Landung noch eine scharfe Rechtskurve geflogen werden musste, bevor man am Ende der ins Wasser gebauten Landebahn zum Halten kam. Kurz vor der Rechtskurve blickte man auf eine Ansammlung ziemlich hässlicher Gebäude – Walled City. Eine Stadt in der Stadt. Enge Gassen. Der am dichtesten bevölkerte Platz der Welt. Rund 60 000 Menschen hausten dort. Es sei ein gesetzloser Ort, ein Hort der Kriminalität, hieß es immer. Deshalb traute ich mich nie dorthin. Aber die damals 22jährige Kunststudentin Fiona Hawthorne war da mutiger, verbrachte 1985 drei Monate dort, malte, zeichnete und fotografierte in Walled City. Ihre Werke von damals kamen jetzt als Buch heraus. Eine Erinnerung an einen Teil Hongkongs, der 1993/94 zerstört wurde. Und eine Hommage an das alte Hongkong, das sukzessive verschwindet.

Info:

Fiona Hawthorne: Drawing on the Inside: Kowloon Walled City 1985, Blacksmith Books, 128 Seiten, rund 25 Euro.

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