Karl Schlecht (88) ist so ein typischer schwäbischer Nachkriegs-Unternehmer. Ein Tüftler, der den „Gipsomat“, eine Verputzmaschine, erfand und mit diesem und seinen Nachfolgemodellen einen Weltkonzern aufbaute. 2012 verkaufte Schlecht seine Firma Putzmeister an den chinesischen Konkurrenten Sany. Rund eine halbe Milliarde Euro soll er bzw. seine Karl Schlecht Stiftung (KSG) bekommen haben, die fast 100 Prozent an Putzmeister hielt. Einen kleinen Teil davon steckte die KSG in diverse soziale, völkerverständigende Projekte, unter anderem auch in das China Centrum Tübingen.
Im April 2016 wurde das Centrum gegründet. Chef wurde Helwig Schmidt-Glintzer (72), einer der renommiertesten deutschen Sinologen, der über 20 Jahre an der Uni Göttingen lehrte und in der Zeit auch Direktor der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel war. Das CCT widmete sich vor allem drei Themen: erstens ganz allgemein der Erhöhung der China-Kompetenz, zweitens der Analyse der Wirtschaftskulturen in beiden Ländern und drittens einer stärkeren Verankerung des Themas China an den Schulen. Dazu gab es eine Vielzahl an Projekten und Veranstaltungen. Fünf Jahre lang bis Ende 2020 wurde das CCT quasi anschubfinanziert. Jetzt gibt es noch für weitere drei Jahre Geld, aber weniger als zuvor. Die Rede ist von 250 000 Euro im Jahr. „Wir sind in einer Restrukturierungsphase“, sagt Schmidt-Glintzer. Das Veranstaltungskonzept wird derzeit überdacht. „Wir wollen uns für die Zeit nach Corona neu erfinden“, erklärt Schmidt-Glintzer, der zusammen mit Sigrun Abels (TU Berlin) auch Initiator des Verbunds der Chinazentren an deutschen Hochschulen ist. Bis Ende 2023, also bis zum Ende der zweiten Finanzierungsrunde durch die KSG, will Schmidt-Glintzer das CCT noch führen. Danach soll das CCT in das Asien-Orient-Institut der Universität Tübingen integriert werden.
Info:
Mehr über das China Centrum Tübingen erfährt man auf dessen Homepage: https://www.cct.uni-tuebingen.de/