OLD and YOUNG CHINA HANDS I Lukas Tatge

China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch Young China Hands vorstellen – auch wenn Letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute wird eine Young China Hand vorgestellt: Lukas Tatge (25).

Lukas Tatge hatte gerade sein Bachelorstudium in BWL an der Uni Göttingen abgeschlossen. Da stand die Frage nach dem Master an. Wo sollte er diesen machen?  Mitten in diese Gedanken platzte Anfang 2018 die Ankündigung seiner Alma Mater, dass sie künftig einen dualen Master anbieten wollen, ein Jahr in Göttingen, ein Jahr in Nanjing. Tagte hatte bis dato nur in Deutschland gelebt. „Für mich war immer klar, mal für ein Jahr den westlichen Kulturkreis zu verlassen“, sagt er.  China habe ihn am meisten gereizt. Vor allem das Wachstum im digitalen Sektor habe ihn fasziniert. Deshalb nahm er das Angebot des dualen Masters gerne an.

Im September 2019 flog er für zwei Semester nach Nanjing. „Das war für mich ein Abenteuer, ich wusste nicht viel über das Leben in China.“ Entsprechend war er nach der Landung überrascht. „Ich hatte eine gewisse Arroganz, dachte, ich gehe in ein Entwicklungsland, doch China war viel weiterentwickelt als ich mir vorgestellt hatte.“ Das erste Semester In Nanjing war ein klassisches Vorlesungssemester, im ersten Halbjahr 2020 schrieb er dann eine Masterarbeit. Inzwischen hatte Corona das Land im Griff – und damit auch ihn. „Corona war aber für mich nicht der Grund in China zu bleiben.“ Er hatte vielmehr eine Startup-Idee entwickelt, die er in China verwirklichen wollte. Er hatte sich schon während des Studiums in verschiedenen Startup-Vereinen engagiert. Zum Beispiel bei Startup Grind im Nanjing Chapter oder in Shanghai bei German Innovators in China (GINN). „Ich habe mir ein Netzwerk aufgebaut,“ sagt Tatge, „hier ist ein ideales Umfeld für Startups.“ Die Motivation sei in China eine andere. „Jeder will hier was machen, was anfangen.“

Seine Startup-Idee: Er bietet mit seiner Firma CIMK (China Investment Market Knowledge) privaten Investoren in Europa Investmentinformationen und -analysen über chinesische Unternehmen an. Tatge sagt: „Hier gibt es sehr viele sehr große innovative Unternehmen, die aber in Europa niemand kennt.“  Aber man sollte sie kennen, denn es lohne sich, in diese zu investieren. „Der chinesische Markt ist der dritte Markt zum Investieren“, empfiehlt Tatge. Neben Europa und den USA. Aber wer investieren will, braucht zunächst Informationen. Und die will Tatge zusammen mit seinem chinesischen Team liefern. Aktuell bietet er schon kurze Reports über börsengelistete chinesische Unternehmen an, in denen nicht nur die Finanzkennzahlen, sondern auch das Businessmodell und die Marktumgebung beschrieben und analysiert werden, längerfristig möchte er so eine Informationsplattform bauen.

Die ersten Reports – vor allem über E-Commerce-Unternehmen – sind bereits erschienen. Noch gibt es sie umsonst, aber „auf lange Sicht stellen wir auf ein Subskriptionsmodell um“, kündigt Tatge an. Dann will er auch tagesaktuelle Daten zu den Firmen via Push-Up-Nachrichten liefern. Gerade hat er eine indische CTO in Nanjing eingestellt, die das technisch umsetzen soll.   

Er ist übrigens mit seiner kleinen Firma in Nanjing geblieben und nicht in das nahe Shanghai gezogen. „Dort kostet alles das Doppelte.“ Einziger kleiner Standortnachteil: Tatge, der bei der SVG Göttingen Fußball spielte, hat in Nanjing kein Team gefunden.

Info:

Mehr über Tatges Unternehmen CIMK hier:https://www.linkedin.com/company/cimk/

oder auf der Homepage: https://www.cimk.net/

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