OLD AND YOUNG CHINA HANDS I Fabian Hiller

China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch Young China Hands vorstellen – auch wenn Letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute wird eine Young China Hand vorgestellt: Fabian Hiller (26).

Nach dem Abitur will man erst einmal abschalten, nichts tun, Urlaub machen. Fabian Hiller tourte deshalb im Frühsommer 2012 erst mal mit einem Freund durch Frankreich. Dort tauchte der Großvater des Freundes auf. Der war mal bei VW in China und empfahl den beiden unschlüssigen Zukunftsplanern in eigener Sache: Macht was mit China, das hat Zukunft. Von China hatten die beiden Ex-Schüler bis dato keine Ahnung: „In der Schule hatten wir China nie behandelt“, sagt Hiller. Also packten die beiden spontan ihre Rucksäcke und flogen nach China. Erster Eindruck: „Ich war komplett überrascht. Beijing war ultramodern“, erinnert sich Hiller, dessen China-Bild mit fahrradfahrenden Menschenmassen aus den 80er Jahren stammte.  Sie trafen auf freundliche, hilfsbereite Menschen – und kamen mit einem anderen China-Bild zurück. Erst ein paar Tage vor Semesterbeginn landete Hiller in Tübingen, wo er eigentlich Internationale BWL studieren wollte, aber die Einschreibtermine verpasst hatte. Also schrieb er sich – mit frischen Eindrücken aus China – bei Sinologie ein. „Vielleicht nur für ein Jahr, danach wechsle ich”, dachte er. Denkste. Er machte seinen Bachelor und Master in Sinologie, verbrachte über zwei Jahre an der Beida (Peking Universität). In Beijing lernte er damals auch seine chinesische Frau, eine Modedesignerin, kennen.

Schon während des Bachelor-Studiums trieben ihn die Gedanken um, was er damit machen soll und traf auf drei Kommilitonen (Robert Reinartz, Tom Frense und Lukas Stilp) mit ähnlicher Fragestellung.  „Wir kamen langsam auf die Idee, etwas selber zu machen – mit China natürlich.“ Nach vielen Gesprächen entschieden sie sich für eine Personalberatung. Sie wollten für deutsche Firmen chinesischsprachige Talente rekrutieren und diese nach der Vermittlung weiter betreuen. „Unsere Nachberatung ist einzigartig“, sagt Hiller. Ihr 2016 gegründetes Unternehmen nannten sie Skillroad. Ein witziges Wortspiel, das allerdings Google nicht versteht und den Skillroad-Suchenden sofort auf Silkroad umleitet.

Allerdings hat Corona den Jungunternehmern dieses Jahr einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die Geschäfte laufen nur schleppend. Lukas Stilp ist ausgestiegen, Robert Reinartz und Tom Frense machen einen MBA, und Fabian Hiller promoviert. Sein Thema: From “Tianxia” to “Guojia” – Zhang Taiyan´s philosophical and ideological approach to nationalism in China. Zhang sei einer der bedeutendsten revolutionären Gelehrten der späten Qing-Dynastie und Republikzeit. Die große Besonderheit seiner Schriften liege darin, dass er westliche Ideenkonstrukte wie Nationalismus zwar übernommen, aber immer an sein stark traditionsgeprägtes chinesisches Wertesystem angepasst habe. Zhang pflegt allerdings einen stark antiquierten Schreibstil, der – auch für Chinesen – oft nur schwer zu entschlüsseln ist. Doch Hiller ist optimistisch: „Ich hoffe, dass gerade diese Herausforderung dazu beiträgt, mein eigenes Wissen über chinesische Literatur und Geschichte weiter aufzupolieren.“

Info:

Die Website von Fabian Hiller und seinen Mitstreitern gibt es hier: www.skillroad.de

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