Im Westen denken fast alle, dass China eine intellektuelle Wüste ist, wo der Diskurs ausgetrocknet ist. Ja, die KP unter Xi Jinping versucht die Meinung zu monopolisieren. Aber daraus zu schließen, dass keine Diskussionen über Zustand und Zukunft der chinesischen Gesellschaft stattfinden, ist falsch. Den Diskurs gibt es, nur wir im Westen bekommen ihn nicht mit. Ein fatales Manko. Der ausgezeichnete US-Journalist Ian Johnson fragt deshalb zu Recht: „How can we understand China if we don`t know what its most prominent intellectuals are saying?” Ausreden wie „Ich kann kein Chinesisch“ gelten nicht mehr, denn es gibt ein interessantes Projekt, auf das Johnson in seinem Artikel „What is China thinking?“ hinweist. David Ownby (62), Geschichtsprofessor an der Université de Montréal, startete 2018 die Online-Seite „Reading the Chinese Dream“. Alle 14 Tage erscheint dort die englische Übersetzung des Essays eines chinesischen Intellektuellen. Über 80 Essays von 45 Autoren sind dort im Archiv und zeugen von einer unvermuteten Vielfalt. Es kommen dort die klassischen Liberalen zu Wort, aber auch die Marxisten und die Traditionalisten. Ownby: „It`s obvious Xi Jinping wants to stifle plurality, but it`s not clear to me that he`s succeeding in broad terms or can keep it up. There are a lot of smart Chinese out there and they keep generating lots of material.” Danke Mr. Ownby, dass Sie uns ermöglichen, dieses Material zu lesen und so an der innerchinesischen Diskussion teilhaben lassen.
Info:
Hier geht es zum Artikel von Ian Johnson in SupChina: https://supchina.com/2020/12/02/what-is-china-thinking/
Die Website von David Ownby gibt es hier: https://www.readingthechinadream.com/