Liebe Leser

Zum Standardrepertoire chinesischer Diplomaten, aber auch vieler Chinesen außerhalb des Staatsdienstes und ohne Parteibuch gehört das Lamento: Die westlichen Medien schreiben immer so einseitig – sprich: negativ – über China. Ja, der Springer-Verlag ist nicht gerade freundlich gegenüber China. Bild-Chefredakteur Julian Reichelt präsentierte China zum Beispiel im April eine milliardenschwere „Corona-Rechnung“. Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner erklärte in einem Zeit-Interview, dass sich der Westen von China entkoppeln müsse. 

Kein Wunder also, dass der designierte China-Korrespondent der Welt, Maximilian Kalkhof (siehe Porträt in der Rubrik Meinungsmacher), seit einem Jahr auf sein Visum wartet. Vordergründig wird es mit Corona begründet, aber meiner Meinung nach spielt die nicht genehme China-Berichterstattung der Springer-Blätter sicher auch eine Rolle.

Ich teile die Springer-Positionen zu China nicht, gleichwohl halte ich die Reaktion der chinesischen Seite für überzogen und falsch. Eine Weltmacht sollte souveräner sein. Dies gilt auch gegenüber – aus chinesischer Sicht – unbequemen Parlamentariern oder Wissenschaftlern. Warum bekommt zum Beispiel die Bundestagsabgeordnete Margarete Bause, Menschenrechtlerin der Grünen, kein Visum?  Warum haben einige deutsche Wissenschaftler große Schwierigkeiten, ein Visum für China zu erhalten? 

Lasst sie doch rein, lasst sie reisen, lasst sie nach Tibet, lasst sie nach Xinjiang. Nur wer mit eigenen Augen etwas betrachten kann, kann sich ein Urteil erlauben. Könnte – naja – von Konfuzius sein, ist aber von mir. Und ich entschuldige mich gleich für diesen anmaßenden Vergleich. 

Wolfgang Hirn

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