ARTIKEL I Vorsicht Kamera!

Deng Yufeng ist das, was man hierzulande wohl Aktionskünstler nennt. Er will durch gezielte Aktionen, die meist auch Provokationen sind, auf Missstände hinweisen, was in einem Land wie China immer eine gefährliche Nummer ist. Im April 2018 hat er in einer Galerie in Wuhan die persönlichen Daten von 346 000 Bürgern der Stadt „ausgestellt“. Diese hatte er illegal auf dem Schwarzmarkt erworben – für ein Cent das Stück. Damit wollte er auf den wuchernden Handel mit persönlichen Daten hinweisen. Die Polizei hat damals die Ausstellung „The Secret“ relativ schnell geschlossen. 

Jetzt ist der 35jährige Deng mit einer Aktion in Beijing aufgetaucht. Diesmal protestiert er gegen die allgegenwärtigen Überwachungskameras. Dazu hat er eine Straße im Chaoyang Bezirk ausgeguckt – die Xingfu Straße. Akribisch hat er erforscht, wo dort überall Kameras aufgestellt sind. Danach hat er einen Plan gemacht, wie man es schafft, unbeobachtet von diesen Kameras durch diese Straße zu kommen. Ende Oktober ist er mit zehn freiwilligen Mitstreitern diesen Weg gegangen. Zwei Stunden brauchten sie für die 1100 Meter lange Route. Sie mussten seltsame Zickzack-Bewegungen machen, sie schlichen an Häuserwänden entlang, sie gingen teilweise gebückt – skurille Slapstickeinlagen, über die man lachen könnte, wenn das Thema nicht so ernst wäre. 

Fotos von dieser Aktion „A Disappeared Movement“ und ein Interview mit Deng Yufeng gibt es hier: https://www.sixthtone.com/news/1006432/how-to-evade-big-brother-an-artists-guide

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