BUCH I Bill Hayton

Das Narrativ (ich kann dieses Wort nicht mehr hören und schreibe es hier zum ersten und letzten Mal) ist, dass China eine 5000jährige Geschichte auf dem Buckel hat. Da kann keiner mithalten. Perser, Griechen, Ägypter, Römer – alle als Weltreiche untergegangen. Nur China überlebte. So die Geschichtsschreibung der Chinesen. An der haben manche Nicht-Chinesen so ihre Zweifel. So zum Beispiel der Hamburger Kai Vogelsang. In seinem Standardwerk “Geschichte Chinas” taxiert er die Geburt Chinas auf das Jahr 841 vor Christus. Das Datum markiere das selbstbewusste Zusammenwachsen der Fürstentümer Nordchinas und das Ende der alten Ordnung der Zhou. Vogelsang fragt deshalb: „Sollte man nicht sagen: die chinesische Geschichte begann 841 v. Chr.?“ Nach dieser Zeitrechnung wäre China gerade mal 2000 Jahre alt. Und nun kommt ein britischer Journalist um die Ecke und behauptet in seinem Buch The Invention of China die chinesische Nation wäre erst Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts entstanden. Eine Gruppe von Reformern und Revolutionären wären die Geburtshelfer gewesen. Eine provokative neue Geschichtsschreibung, die den aktuellen chinesischen Herrschern nicht gefallen dürfte. Die Journalistenlegende Philip Bowring kommentiert zurecht: „This is a bombshell of book.“

Info:

Bill Hayton: The Invention of China, Yale University Press, 320 Seiten, 30 $.

Ein Webinar der Royal Society for Asian Affairs mit Bill Hayton gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=NkCBIZ0CVKE

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