China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch Young China Hands vorstellen – auch wenn letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute wird eine Young China Hand vorgestellt: Fabian von Heimburg.
China? War nicht seine erste Wahl. „Ich bin eigentlich an vielen Kulturen interessiert“, sagt Fabian von Heim burg. Ein Startup gründen? War nicht vorgesehen. „Ich bin eher an Kultur und Geschichte interessiert“, sagt Fabian von Heimburg (32).
Und was machte Fabian von Heimburg vor sechs Jahren? Er gründete ein Startup – in China, in. Shanghai. Dorthin ist er vor wenigen Tagen mit der Swiss zurückgeflogen. Ich erreiche ihn in der häuslichen Quarantäne. Wir reden via Zoom. Er erzählt seine Story. In Kurzform: Bachelor an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen, Master an der London School of Economics (LSE). Auslandssemester an der Beida in Beijing, Tokio wäre ihm lieber gewesen. Kurze Jobs bei Google in London und der UN in New York folgten. Und das Interesse an China wuchs.
Er ging nach Shanghai, um die Sprache zu lernen. Drei Monate. „Ich habe mich in dieser Zeit total fokussiert, nur Chinesisch gelernt, niemanden getroffen.“ Außer Qing Mi. Den kannte er von der LSE. Er kam aus London zurück, wo er bei der HSBC im Headquarter gearbeitet hatte. Er fragte – typisch Chinesisch- : „Wollen wir nicht zusammen ein Startup gründen?“ Sie gründeten Hotnest und fingen 2014 bei Null an. Zwängten sich zu viert in ein kleines Büro, wo eigentlich nur einer reinpasste. Und das ohne Klimaanlage. Es war eine harte Zeit.
Ihre Geschäftsidee: Sie analysieren mit Hilfe von Algorithmen das Konsumverhalten von Millionen Chinesen. Und das sehr schnell. Sie können ermitteln, welche Themen populär werden, welche Produkte ankommen. Diese Infios verkaufen sie an Werbeagenturen und Hersteller von Konsumgütern. „Wir tracken alles, was man online verkaufen kann“, sagt von Heimburg. Anfangs hatte sie nur chinesische, inzwischen aber immer ausländische Kunden, die auf dem chinesischen Markt unterwegs sind.
Aus der Vier-Mann-Bude sind sie längst herausgewachsen. Hotnest hat jetzt rund 40 Mitarbeiter. In zwei Finanzierungsrunden haben sie Millionen Dollar eingesammelt. Und das Startup-Unternehmen ist bereits profitabel. In den sechs Jahren hat Fabian von Heimburg viel gelernt. Kaum ein Deutscher kennt die chinesische Startup-Szene besser als er. Das Wissen will er hierzulande weiterreichen und auch zu mehr Kooperationen anregen. Im Bundesverband Deutsche Startups ist Fabian von Heimburg deshalb zum China-Beauftragten ernannt worden.
Info:
Informationen über das Unternehmen von Fabian von Heimburg gibt es hier: https://www.hotnest.tech/ und über die China-Aktivitäten des Bundesverbands Deutscher Startups hier: https://deutschestartups.org/community/internationale-beziehungen/china/