CHINAHIRNfragt…

Gerd Schwandner (69) war von 2006 bis 2014 Oberbürgermeister von Oldenburg. Der promovierte Humanmediziner ist Ehrenbürger von Oldenburgs Partnerstadt Xi`an. Derzeit hält er sich meist in Nairobi auf, wo seine Frau Annette Schwandner Leiterin des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung ist.

CHINAHIRN Herr Schwandner, Sie machten in Ihrem OB-Wahlkampf 2006 Internationalisierung zu einem Thema. War das nicht eine Nummer zu groß für Oldenburg in Oldenburg?

Schwandner Ich bin seit 1987 regelmäßig in China, das in Asien die dominierende Macht ist. Mir war deshalb klar: Wir müssen uns intensiv mit Asien und China beschäftigen – auch in einer Stadt wie Oldenburg. Sie hat angesichts der zunehmend vernetzten Welt ein großes Potential, war aber ohne eine Internationalisierungsstrategie.

 CHINAHIRN Das sahen nicht alle in Oldenburg so. Es gab auch Kritik…

Schwandner Mein Internationalisierungsansatz war damals sehr umstritten. Ein Ratsherr kritisierte: Oldenburg liegt nicht am Gelben Fluss, sondern an der Hunte. Das beschrieb die damalige Mentalität ganz gut.

CHINAHIRN Sie wurden trotzdem gewählt. Wie setzten Sie dann Ihre Ideen um?

Schwandner  Im Mai 2007 trafen wir uns zum ersten China-Roundtable. Mit am Tisch saßen alle Firmen und Forschungseinrichtungen, die mit China was zu tun hatten, aber auch das Land Niedersachsen. Wir machten eine Bestandsaufnahme, was es in Oldenburg schon zu China gibt. Das war bis dato alles unkoordiniert. Deshalb kam schnell der Wunsch auf: Wir brauchen eine zentrale Anlaufstelle im Rathaus.

CHINAHIRN Und das war der OB?

Schwandner Ja, der OB muss für die Partnerschaft stehen. Das Thema China kann man nicht delegieren. Zudem wollen die Chinesen den Chef sehen.

CHINAHIRN Oldenburg ist während ihrer Amtszeit eine Partnerschaft mit Xi`an eingegangen. Wie wird die gelebt? Wie kommt die an?

Schwandner:  Sie ist inzwischen politisch und gesellschaftlich akzeptiert. Und sie wird auch gelebt. Wir wollten der allgemeinen Bevölkerung China näherzubringen. Wir veranstalteten zum Beispiel 2010 ein halbjährliches Kulturprogramm mit Ausstellungen zu zeitgenössischer Malerei und Fotografie. Es gibt einen Austausch von Schulklassen. Und das zeigt Wirkung: Ich bekomme immer wieder zu hören, es sei inzwischen ein anderes Klima in der Stadt, dass die Leute mehr über China und die Welt nachdenken.

CHINAHIRN Herr Schwandner, Sie sind schon seit längerem nicht mehr OB und kommunalpolitisch aktiv, machen sich aber trotzdem stark für Städtepartnerschaften mit China und haben dazu mit Rainer Lisowski ein Buch geschrieben. Warum dieses Engagement?

Schwandner. Es gab bislang keine qualitative Studie zu diesem Thema. Aber das Buch ist mehr als nur eine Analyse der bestehenden Partnerschaften. Es ist auch ein Leitfaden, wie man diese organisiert und lebt. Und das Buch hat auch eine klare Botschaft: Wir müssen mehr mit China auch auf kommunaler Ebene machen.

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