GESELLSCHAFT I Tierische Liebe

   Caty Liu ist 28 Jahre und arbeitet in einem Büro. Abends, wenn sie nach Hause kommt, wartet kein Mann, sondern eine Katze. Sie sagt; „Ich liebe meine Katze sehr. Sie ist ein vollwertiges Familienmitglied.“ Das lässt sie sich auch was kosten. Monatlich gibt sie rund 300 Yuan allein für Futter aus, sagte sie gegenüber der South China Morning Post.

    Caty ist die typische Vertreterin einer neuen Generation von Tierliebhabern in China. Jung, Single, Büroangestellte. Vor allem die nach 1990 Geborenen schaffen sich immer mehr Haustiere an. Bevorzugte Gattungen: Hunde und Katzen. Junge Männer halten Hunde, junge Frauen Katzen.  Aber auch ältere Menschen tendieren zunehmend zu Tieren als ein wirksames Mittel gegen Einsamkeit, nachdem sich der traditionelle Mehrfamilienhaushalt zunehmend auflöst. Und da sind noch die Einzelkinder, denen besorgte Eltern ein Haustier schenken, damit ihr Kind mangels Geschwister wenigstens ein bisschen Empathie und Verantwortung lernt.

  Junge, Alte, Einzelkinder – diese drei tierliebenden Gruppen haben in den vergangenen Jahren einen Boom entfacht. Rund 100 Millionen Hunde und Katzen sind derzeit in hoffentlich guten chinesischen Händen. Der Haustiermarkt boomt. Keine Branche wächst schneller in China. Bezeichnend: Am berühmten 11. 11. – dem Mega-Verkaufstag bei Alibaba –  war im vergangenen Jahr Tierfutter bei den importierten Produkten der Renner – noch vor Milchpulver für Kinder. Für ihre Tiere geben die Chinesen relativ viel Geld aus. Im Schnitt 3 117 RMB pro Jahr, ein Drittel davon für Futter. Sie können es sich leisten, denn die meisten Tierbesitzer verdienen gut und leben in den Städten Beijing, Shanghai, Xi`an und Chengdu.

   Fast alle relevanten Produkte werden – wir sind in China! – online geordert. Überhaupt spielt sich viel im Internet. Die Tierliebhaber tauschen sich auf Plattformen aus, stellen Filmchen über ihrer vierbeinigen  Lieblinge ins Netz. Die größte Plattform ist Baqii und inzwischen so erfolgreich, dass sie demnächst gar den Gang an die Börse in den USA wagt.

  Obwohl Hunde und Katzen den Löwenanteil der Haustiere ausmachen, werden andere, eher exotischere Tiere zunehmend salon- bzw. stallfähig. Hamster und Kaninchen zum Beispiel, aber auch Geckos, Igel und Chinchillas. Um solche Tiere vor einem Kauf erst einmal kennenzulernen, hat sich in Shanghai ein Café namens Mothy Garden etabliert. Dort bekommt man für eine Eintrittsgebühr von 88 RMB ein Getränk und die Möglichkeit für viele Streicheleinheiten bei allerlei exotischen Tieren, die wenig Berührungsängste haben.

Info:

Ein kurzes Video über Mothy Garden in Shanghai gibt es hier: https://districtsixtyfive.com/mothy-garden-animal-cafe-in-shanghai/

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