FILM I Mulan

Eigentlich sollte Mulan Ende März in die Kinos kommen und der Blockbuster des Jahres werden. So die Planung im Hause Disney. Doch dann kam Corona und warf die Pläne über den Haufen. Disney wartete und wartete und entschied dann, das Realfilm-Remake des Zeichentrickfilmklassikers nicht in spärlich besetzten Kinosälen zu zeigen, sondern über den eigenen Streamingdienst Disney+. Dort ist nun der Streifen seit dem 4. September zu sehen – für ein Vielfaches einer Kinokarte. 21,99 Euro kostet der VIP-Zugang, zusätzlich zu der Monatsgebühr von 6,99 Euro. Schließlich müssen ja die 200 Millionen Kosten wieder eingespielt werden. Ob das gelingen kann, ist fraglich, wenn man die Urteile der Kritiker liest.

Hanns-Georg Rodek von der Welt sieht in dem Film eine unaufgefordert angefertigte Propaganda für China. Mulans Ethos sei bestimmt von “Loyalität gegenüber der Nation und ihrem jeweiligen Herrscher” und Disney setze diese Botschaft im vorauseilenden Gehorsam “ohne ein Gran Ironie, ohne ein freches Wort” gefolgsam um. Halb so tragisch, dass der Film nicht ins Kino kommt, meint Alexandra Seitz in der Berliner Zeitung, schließlich ist das bloß “ein durchschnittlicher chinesischer Fantasy-Blockbuster: laut, bunt, dumm und mit schwer sentimentaler Schlagseite.” Lars-Olav Beier urteilt im Spiegel: „Die neuseeländische Regisseurin Niko Caro hat einen aufwendigen Werbefilm für Familiensinn und Vaterlandstreue gedreht, der bisweilen wie ein Kotau vor der Pekinger Führung wirkt.“ Und weil Szenen auch in Xinjiang gedreht wurden und deshalb im Abspann dortigen lokalen Behörden gedankt wird, kam der Film noch mehr in die Kritik.

Info:

Den Trailer gibt es – sogar umsonst – hier: https://www.youtube.com/watch?v=KK8FHdFluOQ

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