Jedes Jahr veröffentlicht das amerikanische Wirtschaftsmagazin Fortune die 500 größten Unternehmen der Welt. Das machen sie seit über 30 Jahren. Stets dominierten in diesem Ranking die US-Konzerne. Doch dieses Jahr ist so etwas wie eine Zeitenwende: Zum ersten Mal tauchten in der Liste mehr chinesische als amerikanische Unternehmen auf. Das exakte Ergebnis lautet: 124 zu 121. Was makroökonomisch für die nächsten Jahre erwartet wird – die Ablösung der USA als größte Wirtschaftsmacht der Welt – hat sich in der Unternehmenswelt schon jetzt vollzogen.
Während wir viele der US-Konzerne mit Namen kennen, fällt es vielen schwer auch nur einen chinesischen Firmennamen aufzusagen. Vielleicht noch Huawei, weil die fast jeden Tag negativ in den Schlagzeilen stehen, oder Alibaba, weil das so ein lustiger Name ist. Aber sonst? Natürlich kann man die Frage stellen: Müssen wir diese zum Teil unaussprechlichen Namen oder Wortungetüme kennen? Ja, denn sie sind zunehmend unsere Wettbewerber, und sie werden auch auf unseren Märkten auftauchen (wenn sie nicht schon da sind).
Wir sollten deshalb mehr über diese unbekannten Giganten wissen. Zumindest ein bisschen. Deshalb werde ich in den kommenden Ausgaben jeweils fünf chinesische Unternehmen aus der Fortune-Liste kurz vorstellen. Heute sind es: Sinopec (Rang 2 im Fortune-Ranking), State Grid (3), China National Petroleum (4), China State Construction Engineering (18) und Ping An Insurance (21).
Sinopec: Sinopec ist das Kürzel, in voller Länge heißt das Unternehmen China Petroleum & Chemical Corporation. Macht viel mit dem deutschen Chemie-Konzern BASF zusammen. Ist zwar mehrheitlich im Besitz des Staates, aber Teile sind an den Börsen in New York, Hongkong und Shanghai gelistet.
State Grid: Er ist der staatliche Stromkonzern mit rund einer Million Beschäftigten. Er entstand, als 2000 Erzeugung und Verteilung von Strom getrennt wurde. State Grid ist für die Verteilung zuständig und dort Monopolist. Plant bis 2050 ein globales Stromnetz. Hat auch ein Büro in Berlin Nähe des Bahnhof Zoo.
China National Petroleum: Einer der drei großen Ölkonzerne (380 Milliarden Dollar Umsatz; 1,35 Millionen Beschäftigte). Wichtigste Tochter der Holding ist Petrochina, die viele Beteiligungen an Öl- und Gasfeldern in aller Welt hält. Unterhält auch ein Netz von über 18 000 Tankstellen in China.
China State Construction Engineering: Größter Baukonzern der Welt mit 335 000 Beschäftigten. Baut nahezu alles – Brücken, Hochhäuser, Fabriken, Stadien, Krankenhäuser – und Botschaften, wie zum Beispiel die deutsche in Beijing. CSCEC ist weltweit tätig, vor allem in Entwicklungsländern. Erstellte auch in Rekordzeit die inzwischen weltberühmten Instant-Krankenhäuser in Wuhan.
Ping An Insurance: Größter Versicherungskonzern der Welt. 1988 von Peter Ma In Shenzhen gegründet. Residiert im Ping An Tower, mit 599 Metern das höchste Gebäude der Stadt. Versteht sich mehr als Technologie- denn als Versicherungskonzern. Ist Extrem digitalisiert. Allianz schaut neidisch auf Ping An.
Info:
Die aktuelle Fortune Liste der Global 500 gibt es hier: https://csis-website-prod.s3.amazonaws.com/s3fs-public/200817_TCH%20F500_table_v5.pdf;