Es ist Usus, dass vor den G7-Gipfeltreffen die leitenden Beamten des Bundeskanzleramts in der Bundespressekonferenz vor die Hauptstadt-Korrespondenten treten. Dann sitzen Jan Hecker (53) und Lars-Hendrik Röller (62), umrahmt von Regierungssprecher Steffen Seibert, auf dem Podium.. Hecker redet über die Politik, Röller über die Wirtschaft. Pflichtschuldig und emotionslos spulen sie ihre Statements herunter. Nachfragen beantworten sie eher wortkarg und häufig nichtsagend. Wenig ist auch über Röllers Privatleben bekannt. Nur das eine: Er ist in Berlin mit einer Chinesin verheiratet, mit der er drei
Hongkong, ins ruhige Japan und in die schöne Provinz Yunnan. Ende des Jahres schreibt er einen Kinder hat. Aber Röllers Rolle in Merkels China-Politik ist nicht zu unterschätzen. Es gab Zeiten, wo er jeden Monat im Auftrag der Kanzlerin nach Beijing jettete.
Sein jüngerer Bruder Ulf (56) hatte bislang keine besondere Liebe zu China entwickelt. Er war für das ZDF in Bonn, Berlin und Washington, wo er zuletzt stets klare Worte über den irrlichternden Trump fand. Ulf Röller wäre lieber zurück nach Berlin gegangen. Aber die political correctness erlaubte nicht, dass er über Berliner Politik berichtet, in der sein Bruder eine nicht unwichtige Rolle im Hintergrund spielt. Deshalb landete er, nachdem sich das Personalkarussell der ZDF-Korrespondenten mehrmals gedreht hatte, in Beijing.
Seit Juli 2019 ist Ulf Röller nun Leiter des ZDF-Auslandstudio Ostasien mit Sitz in Peking (das ZDF benutzt wie die ARD noch diese Schreibweise), wie seine Dienststelle offiziell heißt. Es folgten erste Reisen ins demonstrierende Hongkong, ins vermeintlich vorolympische Japan und in die schöne Yunnan-Provinz. Ende des Jahres 2019 wagte er schon einen ersten Rückblick unter dem Titel „Umzug vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten ins Land der Anarchisten“. Anarchisten? Das sind doch – so das Bild vieler im Westen – alles angepasste Mitläufer! „Das Bild der Armee der Ameisen, die willenlos gelenkt werden wollen, könnte nicht falscher sein. Chinesen sind eigentlich Anarchisten.“ Und noch eine unbequeme Wahrheit spricht Röller aus: „Ohne China ist die deutsche Autoindustrie nichts. Was wiederum heißt, dass unser Wohlstand von einer Diktatur abhängt.“
Das neue Jahr beginnt mit Corona und beschert Röller viel Bildschirmpräsenz. Bereits im Januar fliegt er erstmals nach Wuhan, Anfang April fährt sein Team mit dem Zug nochmals hin, bleibt dort 14 Tage, ehe er wieder zurückfahren kann. Es folgen 14 Tage Quarantäne in seiner Beijinger Wohnung. Aber schon im Juli geht es wieder nach Wuhan. Diesmal berichtet er über das Hochwasser. Mit Wuhan verbinden ihn nur Katastrophen, trotzdem sagt er: „Wuhan ist eine wunderschöne Stadt mit netten Menschen.“
Info:
Wer verfolgen will, wie es einem TV-Korrespondenten so in China geht, sollte Röllers Tweets lesen. Erfrischend, lustig, manchmal aus dem naiven Blickwinkel eines Newcomers kommentierend: URoeller.