GESELLSCHAFT I Starke TV-Frauen

Eine Fernsehserie macht derzeit in China Furore. Ihr Titel:  San Shi Er Yi. Im Englischen wird es mit Nothing but 30 übersetzt. Sie läuft seit dem 17. Juli. Es geht um drei Frauen, die alle knapp über 30 Jahre alt sind. Sie leben in Shanghai ihre sehr unterschiedlichen Leben. Sie heißen Wang Manni, Gu Jia und Zhong Xiaoqin.    

   Wang ist eine erfolgreiche Verkäuferin in einem Luxuskaufhaus. Sie hofft auf eine Ehe, lernt auf einer Kreuzfahrt auch einen Mann kennen, der aber nicht heiraten will und zudem noch eine Freundin hat.

   Gu ist auf den ersten Blick „nur“ Hausfrau, ihr Mann ist Chef eines Unternehmens. Doch schnell erkannt man, dass sie die entscheidende Person hinter dem Erfolg ihres Mannes ist.

    Zhong machte eine mittelmäßige Karriere und ist mit einem mittelmäßigen Mann verheiratet. Beide leben so nebeneinander her – bis sie sich scheiden lässt.

     Erstmal stehen Frauen, starke Frauen, im Mittelpunkt einer Fernsehserie.

     Wird hier ein neues, modernes Frauenbild transportiert? Nicht mehr das Heimchen am Herd, das dem hart arbeitenden Ehemann den Rücken freihält. Früher waren die Frauen im Fernsehen nach simplem Muster gestrickt: Brav, bieder, süß. Sie kümmert sich ums Kind, der Mann um die Karriere (und häufig noch um seine Geliebte, die Zweitfrau).

     Mit diesem Klischee – oder war es die Realität? – räumt die neue Serie auf. Entsprechend heftig wird sie in den sozialen Medien diskutiert. Viele Kommentare loben die Realität, die die Serie endlich widerspiegeln würde. Sie würde den schwierigen Spagat vieler Frauen zwischen Familien und Karriere treffend beschreiben. Viele Frauen erkennen sich in den Schauspielerinnen wieder.

    Manche kritisieren freilich, dass die Serie nur ein bestimmtes Milieu – die Shanghaier Mittelklasse – betreffe und deshalb nicht unbedingt repräsentativ sei. Da ist was dran, aber wer einen voyeuristischen Einblick in das Alltagsleben dieser Schicht erspähen will, bekommt mit dieser Serie genug Stoff (und Zoff) geliefert.

     Nothing but 30 ist übrigens die zweite erfolgreiche TV-Serie in China in diesem Jahr, in der Frauen dominieren. Die andere, Sisters Who Makes Waves, startete im Juni und wurde ebenfalls ein großer Erfolg. Dort treten – selten genug – ältere Frauen auf. 30 Frauen im Alter zwischen 30 und 52 Jahren kämpfen dabei in einem Wettbewerb um fünf Plätze in einer Song Gruppe. Bemerkenswert hier, dass auch ältere Frauen eine Rolle spielen, ebenso wie sogenannte leftover women, wie Frauen despektierlich genannt werden, die über 30 sind und nicht verheiratet sind.  

    “The rising power of well-educated city women in their 20s to 40s is now a hit genre in mainland TV series and entertainment shows,” sagt Wendy Liu, Analystin der UBS Group in Hongkong und Autorin einer Studie über die – wie sie es nennt – “little sisters”-Wirtschaft.  Diese kleinen Schwestern sind meist gut ausgebildet und zögern ihre Heirat weiter nach hinten, wenn sie denn überhaupt eine solche anstreben. Sie frönen gerne dem Konsum und sind deshalb wirtschaftlich gesehen eine wichtige Gruppe bei der von oben erwünschten Forcierung des inländischen Konsums. Interessant: Sie geben Geld nicht nur für Kosmetik, Klamotten und Schuhe aus, sondern – das ergab eine Studie von Wanlian Securities – auch für Bier und Schnaps.

Info:

Episoden der Serie „Nothing but 30“ können bei Youtube (Stichwort: Nothing but 30) gesehen werden. Sie sind jeweils rund 45 Minuten lang und Englisch untertitelt. Auch Episoden der Serie „Sisters Who Makes Waves“ gibt es bei Youtube, allerdings ohne englische Untertitel.

No Comments Yet

Comments are closed