Es muss wohl Anfang der 2000er Jahre gewesen sein, als ich Rupert Hoogewerf zum ersten Mal traf. Es war in einem der ersten dieser neuen schicken Elements-Fresh-Läden im Shanghai Center, wo es westliche Bistro-Food gab, Sandwiche und Salate. Der junge Janis Vougioukas, damals Freelancer (unter anderen für die Süddeutsche Zeitung) in Shanghai, hatte eine Bürogemeinschaft mit Rupert und vermittelte mir den ebenfalls jungen Rupert Hoogewerf zu einem Gespräch. Knapp 30 war damals dieser junge Brite, der in Luxemburg geboren wurde.
Er hatte seinen Job beim Wirtschaftsprüfer Arthur Andersen, für den er nach seinem Chinesisch-Studium an der Durham University arbeitete, gerade geschmissen und sich selbständig gemacht. In einer kleinen Zweizimmerwohnung in einer Shanghaier Hochhausiedlung sammelte er mit zwei Studenten Daten über reiche Chinesen. Die Tabelle mit den 50 Reichsten schickte er an die chinesische Ausgabe des US-Wirtschaftsmagazins Forbes., die daraus eine Titelstory machten. Ein paar Jahre belieferte er mit seiner 1999 gegründeten Firma Hu Run (das ist sein chinesischer Name) das Magazin mit den Listen.
Dann wollte Forbes das alleine machen – und Hoogewerf entschied, seine Reichenliste ebenfalls fortzuschreiben, dann eben auf eigene Rechnung. Inzwischen ist seine Hurun-Liste etablierter und angesehener als die von Forbes. Und sie wird auch von chinesischer Seite akzeptiert.
Rupert Hoogewerf ist exzellent verdrahtet, kommt in chinesische Unternehmerkreise rein, die Ausländern eigentlich verschlossen bleiben. Zum Beispiel in Shanghais exklusivsten Privatklub im The House of Roosevelt, direkt neben dem Peninsula Hotel am Bund gelegen. Rund 100 Mitglieder hat der Klub. „Ich bin wohl der einzige Nichtasiate in diesem Kreis“, sagt Hoogewerf.
Heute hat Hoogewerf ein kleines Medienimperium, publiziert auch Magazine und Bücher, veranstaltet Kongresse. Über 300 Leute sitzen in den Büros eines Hochhauses in der Nähe des alten Shanghaier Hauptbahnhofs. Sie sammeln jede Mengen Daten. Längst veröffentlicht Hu Run nicht nur die Reichstenliste, sondern viele andere Rankings. Und Hoogewerfs Firma ist inzwischen ins Ausland gegangen. In Indien ist er bereits präsent. Und auch für Europa hat er Pläne, verriet er kürzlich als ich ihn während Corona-Zeiten in seiner britischen Heimat sprach.
Info:
Auf der Website www.hurun.net kann man viele Listen einsehen. Eine wahre Fundgrube!