MEINUNGSMACHER I Bill Bishop und Sinocism

   Er ist einer der einflussreichsten Meinungsmacher über China in der westlichen Welt. Diplomaten, Investoren, Journalisten, Manager, Politiker und Wissenschaftler lesen, was er nahezu täglich produziert. Der amerikanische Journalist und China-Kenner Evan Osnos (The New Yorker) nennt ihn „The China Watchers` China Watcher“, quasi der oberste China-Watcher.

      Ich spreche von Bill Bishop und seinem Newsletter Sinocism.

     Oliver Radtke von der Robert-Bosch-Stiftung hat mich vor langer Zeit auf Sinocism aufmerksam gemacht. Ich wiederum habe im Laufe der Zeit unzähligen Leuten Sinocism weiterempfohlen, immer mit dem Hinweis: Das ist der aktuellste, beste und umfangreichste China-Newsletter in der westlichen Welt.  

    Wer ist dieser Bill Bishop? Der Amerikaner studierte einst an der John Hopkins University Internationale Finanzen und Chinesisch. Von 2005 bis 2015 lebte und arbeitete er in Beijing. Dann ging er in die USA zurück nach Washington.

    Damals, als ich von Oliver Radtke den Rat bekam, war der 2011 gestartete Newsletter Sinocism umsonst. Dann begann irgendwann eine Phase, in der Bill Bishop um Spenden – um die fünf Dollar im Monat – bat. Geduldig forderte er diese über Monate ein. Aber irgendwann war es ihm zu viel bzw. zu wenig. Er hatte zwar 14 000 Abonnenten, aber nur ein Bruchteil davon wollte spenden. Er stieg deshalb auf ein Bezahlsystem um. Heute kostet ein Monats-Abo 15 Dollar, ein Jahres-Abo 168 Dollar. Ich finde, ein   moderater Preis für diese Fülle an Informationen, die man an vier Tagen der Woche bekommt. Inzwischen hat Sinocism rund 30 000 Abonnenten und ist damit für Bishop ein lukratives Geschäft.

    Der Newsletter ist in einem schlichten Layout gehalten. (Fast) keine Fotos, keine Graphiken, kein Schnickschnack. Nur Text. Viel Text. Er beginnt mit acht Themen, die er für wichtig hält: The Essential Eight. Danach kommen die Rubriken: Business, Economy and Trade; Politics and Law; Foreign and Defense Affairs; Tech and Media; Society, Arts, Sports, Culture and History; Energy, Environment, Science and Health; Education. In jeder Rubrik gibt es Verweise auf Artikel (der chinesischen und englischsprachigen Medien), eine kurze Beschreibung und manchmal auch ein knapper Kommentar. Würde man alles lesen, wäre man Stunden beschäftigt.

     Wie kommt Bishop (und sein Team) an die vielen Infos? Gegenüber dem Magazin Agenda sagte er einmal:” I have used an RSS feed reader for probably close to a decade. Over those years I have built up a list of several hundred English and Chinese feeds that I think are interesting. I usually start my news browsing in the feed reader, then go onto Twitter and Weibo, then browse a few websites. I’d say I probably spend about 90 minutes on Weibo and Twitter, though if something big is happening in China, Weibo is the place to watch it.”

    Aber Bishop ist auch selbst sehr aktiv auf Twitter.  Auch sehr informativ – und sogar umsonst.

Info:

www.sinocism.com. Wer mal reinschnuppern will: Am Wochenende – genauer am Freitag – gibt es eine freie, stark reduzierte Ausgabe von Sinocism bei Axios. Auf Twitter ist Bill Bishop unter @niubi zu finden und zu folgen.

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