In den vergangenen Jahrhunderten wanderten die Zentren der industriellen Produktion von Land zu Land, von Region zu Region. Immer auf der Suche nach den günstigsten Löhnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war zuerst Japan das Ziel, danach waren es die vier asiatischen Tigerstaaten Taiwan, Korea, Hongkong und Singapur. Nach 1992 dann China. Inzwischen ist China das Produktionszentrum der Welt. Fast 30 Prozent der weltweiten industriellen Produktion entstehen inzwischen in China. Aber die Löhne sind in den letzten Jahren in China deutlich gestiegen. Wird China deshalb seine Rolle als Fabrik der Welt verlieren? Nein, sagt Di Dongsheng. Er ist Professor an der School of International Studies der Renmin Universität. Bei einer Konferenz hielt er eine Rede mit dem Titel: „Can artificial intelligence bring about the end of centuries long history of industrial relocation?” Sie wurde zuerst in guancha.cn veröffentlicht und dann für den Newsletter Sinification von James Farquharson ins Englische übersetzt. Darin fordert Di Dongsheng die konventionelle (westliche) Wirtschaftstheorie heraus, die da sagt, wenn die Produktionskosten steigen, wandern die Industrien weiter in kostengünstigere Regionen. China – so seine Argumentation – könne diesen zwangsläufigen Prozess stoppen – dank Automatisierung (Roboter!) und Künstlicher Intelligenz. Beide hielten im Zusammenspiel die Produktionskosten niedrig halten oder senkten sie gar. Er verweist auf „dark factories“ in den Provinzen Jiangsu und Zhejiang sowie in Städten wie Shenzhen und Dongguan, wo ohne Arbeiter rund um die Uhr produziert werde und nur eine Handvoll Techniker die Produktionsprozesse überwachten. Dank dieser Automatisierung – so seine These – bleibe China „the world’s manufacturing powerhouse“ und das Zentrum der Welt, denn: „Whoever holds the core of manufacturing stands at the centre of the global stage“.
Info:
Die übersetzte Rede im Sinification Newsletter: https://www.sinification.com/p/chinas-ai-moment-manufacturing-global