GESELLSCHAFT : Ob Alte, Bauern oder Kinder – KI in China ist gefragt

Künstliche Intelligenz ist eine der wichtigsten Zukunftstechnologien, vielleicht sogar die wichtigste. Sie wird unser Leben gravierend verändern – positiv wie negativ. Sie wird ganze Berufsgruppen hinwegwischen, aber sie wird zum Beispiel auch Fortschritte in der Medizin ermöglichen. Bei den einen überwiegt deshalb die Skepsis, während andere wiederum ungeahnte Chancen durch KI sehen. Letzteres ist vor allem im technologieaffinen China weit verbreitet. Und das nicht nur unter irgendwelchen Tech-Eliten, sondern auch in der durchschnittlichen Bevölkerung. Ob Rentner, Bauern oder Schüler – viele nutzen bereits KI oder machen sich darüber schlau. ChatBots bestimmen zunehmend ihren Alltag.

Die South China Morning Post berichtet von Werbebannern, die seit Februar in Dörfern im Nordosten Chinas hängen. Dort werden in gelben und weißen Schriftzeichen Fragen an die Bauern gestellt: „Need to identify crop tests? Ask Tencent Yuanhao.“ Oder: „Unsure how to start your rural entrepreneurship? Ask Tencent Yuanhao.” Yuanhao ist der Chatbot des Tech-Konzerns Tencent. Tencent hat ein spezielles Team gebildet, um Bauern anzusprechen und dazu die „AI Goes Rural“-Kampagne gestartet. Aber es gibt noch einige andere chinesische Chatbots: Tongyi von Alibaba oder Doubao von ByteDance. Und natürlich DeepSeek, das durch sein überraschendes Erscheinen Ende Januar 2025 eine ungeahnte KI-Begeisterung auch abseits der Metropolen ausgelöst hat. Der Blog China Innovation Watch schreibt: „China´s silent AI revolution is happening in small towns.“

Dort nutzten auch ältere Menschen KI: “Middle-aged and older adults have become AI´s surprise early adaptors.”

Doch auch die ganz jungen Chinesen sollen an KI herangeführt werden. In den Grund- und Hauptschulen der Hauptstadt wird es ab dem kommenden Schuljahr KI-Unterricht geben. In mindestens acht Unterrichtsstunden soll den Schülern beigebracht werden, wie ChatBots und andere KI-Anwendungen funktionieren. Unklar ist noch, ob dieser KI-Unterricht ein eigenes Fach wird oder in andere Fächer integriert wird. Schüler, Alte oder Bauern – die KI erreicht Bevölkerungsgruppen in einem Tempo, das man hierzulande vermisst. Und auch in der chinesischen Wirtschaft ist KI längst angekommen. Die amerikanische Softwarefirma SAS und Coleman Parkes Research mussten nach einer weltweiten Umfrage feststellen: „China leads the world in adoption of generative AI.“ Danach nutzen 83 Prozent der befragten Chinesen generative KI. In den USA sind es 65 Prozent. Der globale Durchschnitt beträgt gar nur 54 Prozent.

Auf die möglichen Schattenseiten des KI-Hypes weist Valentin Weber (Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik/DGAP) hin in dem Artikel „Why DeepSeek Is So Dangerous“. Er wurde im März im Journal of Democracy veröffentlicht. Für Weber hat DeepSeek “massive potential to enhance China’s already pervasive surveillance state, and it will bring the Chinese Communist Party (CCP) closer than ever to its goal of possessing an automated, autonomous, and scientific tool for repressing its people.”

Info:

Hier der Blog-Beitrag bei China Innovation Watch: https://www.ciw.news/p/china-ai-adoptions

Und hier der Artikel von Valentin Weber im Journal of Democracy: https://www.journalofdemocracy.org/online-exclusive/why-deepseek-is-so-dangerous/

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