Mit Frau, Kindern und Enkelkindern tauchte David Perdue (75) vor dem Auswärtigen Ausschuss des US-Senats auf. Es ist in den USA üblich, dass man in Familienstärke auftritt, wenn es um irgendwelche politischen Ämter geht. Das soll wohl Familien- und Gemeinschaftssinn dokumentieren. Perdue will und soll der neue US-Botschafter in China werden. Präsident Trump hat ihn hierfür bereits im Dezember nominiert. Doch der Senat muss für solche hohen diplomatischen Posten noch seinen Segen geben. Deshalb das Hearing am 3. April vor dem Foreign Relations Committee des Senats. Zu Beginn verlas Perdue ein paar Opening Remarks. Vorstellen musste er sich nicht, denn viele Kollegen kannten ihn, denn von 2015 bis 2020 sass Perdue für den Bundesstaat Georgia im Senat. Perdue ist einer dieser Wanderer zwischen den Welten, die in den USA – ganz im Gegensatz zu Deutschland – sehr häufig anzutreffen sind. Perdue war vor seinem Wechsel in die Politik in der Wirtschaft tätig. Er war vor allem in der Konsumgüterbranche unterwegs. Er arbeitete für Sara Lee (vor allem Lebensmittel), Reebok (Sportartikel) und Dollar General (Kette von Discount-Märkten). Bei den beiden letzteren Unternehmen war er sogar CEO. Viele Jahre verbrachte er für diese Firmen in Asien – in Hongkong und Singapur. Eine wichtige Aufgabe war dort, Produzenten zu suchen, die billiger als die Fabriken in den USA produzieren konnten. Outsourcing nennt man das. Perdue machte also damals das Gegenteil von dem, was Trump jetzt fordert, nämlich die amerikanische Industrie wieder zurück ins Land zu holen. Damals brüstete sich Perdue: „I spent most of my career doing that”. Mit that war das Outsourcing gemeint. Beim Hearing vor dem Senatsausschuss erinnerten ihn weder Republikaner noch Demokraten an diese Worte. In der etwas mehr als zweistündigen Anhörung wurde er nicht auf seine Widersprüche angesprochen. Auch nicht darauf, dass er sich einst weigerte, die Hongkonger Demokratie-Proteste zu kritisieren. Er sagte damals, dies sei eine interne chinesische Angelegenheit. Inzwischen hat sich Perdue angepasst und redet Trump nach dem Mund. Er gilt als China-Falke. Das kam auch in seinem Eingangsstatement vor dem Senat rüber: „Marxist nationalism is reshaping China, and their global ambition threaten the current world order.“ Noch deutlicher und ausführlicher über China hat er bereits im September 2024 in einem Meinungsbeitrag für The Washington Examiner geschrieben. Er sieht die USA in einem neuen Krieg mit China. Und: „The Peoples’ Republic of China is becoming more and more aggressiv in fighting this war.” Wenigstens dem einflussreichen Magazin Politico ist die Wandlung des David Perdue aufgefallen. Dort heißt es, dass Perdue „rebrand himself as a tough-on-China proponent of the Trump administration´s moves to counter Beijings`s economic and military challenges to the U.S. in the Indo-Pacific”.
Info:
Das Hearing vor dem Foreign Relations Committee: https://www.foreign.senate.gov/hearings/nominations-04-03-2025
Schriftliches Testimonial von David Perdue vor dem Committee: https://www.foreign.senate.gov/imo/media/doc/4e7ff8c4-95ea-e8e3-f1a3-657dfdf38789/040325_Perdue_Testimony.pdf
Ein Namensartikel von Perdue in The Washington Examiner: https://www.washingtonexaminer.com/magazine-features/3142400/chinas-new-war-americas-freedom-depends-on-confronting-the-threat/