Sam Olsen ist ein erfahrener Stratege, der in Asien gelebt hat und für diverse Unternehmen vor allem im Bereich des Risk Consultancy gearbeitet hat. Derzeit ist der Brite Chief Analyst des Beratungsunternehmens Sibylline. Mit zwei Kollegen – Stewart Paterson und Derek Leatherdale – hat er soeben einen interessanten Report veröffentlicht. Er trägt den Titel: „The Great Split: China’s Belt and Road and the Fractioning of Globalisation.”
Die drei Autoren sehen die Welt in zwei rivalisierende Blöcke zerbrechen – in einen westlichen und einen chinesisch dominierten. Der westliche Block sei „still anchored in the architecture built after 1945”. Hier herrschen offene Märkte, der Dollar ist die Weltreservewährung und es gelten die regulatorischen Standards, die von Organisationen wie der OECD gesetzt werden. Anders die Welt im „Chinese-led System“. Es sei auf Kontrolle statt Offenheit gebaut. Es dominierten ein Staatskapitalismus und die industrielle Zusammenarbeit. Und es sei durch ein „expanding web of physical and digital infrastructure“ verbunden. Katalysator dieses Systems sei die Belt-and-Road Initiative (BRI) gewesen. Sie wurde 2013 von Xi Jinping kreiert und „has grown into a sprawling ecosystem spanning more than 150 countries.“ Diese Länder seien durch ein Netz von Bahnschienen, Häfen, Stromleitungen, digitalen Korridoren, Sonderwirtschaftszonen und Datenströmen verbunden. Die BRI hätte aber nicht nur den Handel und die Wirtschaft, sondern auch die Diplomatie der teilnehmenden Länder verändert: „Many of these states now vote with or obtain alongside Beijing in multilateral forums“, schreiben die Autoren. Zwar hätte der Westen mit Projekten wie „Global Gateway“ (EU) oder „Partnership for Global Infrastructure“ (G7) versucht dagegenzuhalten, aber ohne allzu großen Erfolg: „Beijing achieves greater influence per dollar: its investments are concentrated, strategic, and highly visible.“
Mit dieser Zweiteilung der Welt endet für die Autoren die Phase der Globalisierung, die über 30 Jahre angehalten habe. Deren Ende sei aber nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Globalisierung: „This is not de-globalization, it is re-globalization under rival terms.“ Diese Neuordnung der Welt in zwei rivalisierende Blöcke hätte für Staaten wie Unternehmen aber gravierende Folgen: „Countries and companies are increasingly forced to take sides between the United States and China.“
Die Autoren sind überzeugt, dass der von ihnen propagierte „great split“ kein hypothetisches Konstrukt sei. „It is the most likely trajectory of the global economy – already visible in tariffs, export bans and slow divergence of technology and data standards.”
Info:
Hier kann man den Report „The Great Split“ anfordern: https://sibylline.co.uk/the-great-split-chinas-belt-and-road-and-the-fracturing-of-globalisation/