Nur einmal war Chinas Fußballnationalteam bei einer Weltmeisterschaft dabei. Das war 2002 vor der Haustüre in Südkorea und Japan. Doch damals schied die Mannschaft sang- und klanglos aus – ohne Punkte und sogar ohne Tore. Seitdem versucht China vergeblich, sich für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Stets scheitern sie an bereits in der Asien-Qualifikation an vermeintlich kleinen Fußballnationen. Auch für die nächstes Jahr in Nordamerika stattfindende WM konnte sich China nicht qualifizieren. Dieses Versagen kostete dem Kroaten Branko Ivanković (71) im Juni den Job. Er reihte sich damit ein in die Reihe der gescheiterten Nationaltrainer, die meist aus dem Ausland kamen.
Am 5. September vermeldete die Chinese Football Association (CFA), das ein neuer Nationaltrainer gesucht wird und veröffentlichte gleichzeitig auch ein Anforderungsprofil. Internationale Erfahrung in einer der großen internationalen Ligen sollte er haben und er sollte jünger als 60 Jahre sein. Just zwei Monate später, am 5. November, verkündete die CFA „after careful deliberation“ Vollzug: Der neue Nationaltrainer heißt Shao Jiayi, der 45mal für China spielte und dabei acht Tore schoss. Shao ist 45 Jahre alt und ist vor allem in Deutschland kein Unbekannter. Hierzulande spielte er neun Jahre – von 2002 bis 2011 – bei den Clubs 1860 München, Energie Cottbus und MSV Duisburg in der ersten und zweiten Liga. Danach ging er zurück zu seinem Heimatclub Beijing Guoan, wo er 2015 seine Spieler-Karriere beendete und danach seine Trainer-Karriere begann. Er trainierte die U17- und U19 des chinesischen Verbandes und war auch bereits Assistenztrainer der Nationalmannschaft. Im Juli 2024 übernahm er in der Chinese Super League (CSL), der höchsten Spielklasse des Landes, den Trainerjob bei Qingdao West Coast. Das Team liegt derzeit in der CSL auf dem neunten Platz.
„I support this decision“, sagt Ex-Nationalspieler Mao Jianqing, fügt aber auch gleich hinzu: “The national team can´t be changed by one coach immediately“. Auf Shao ruhen nun große Hoffnungen der vielen Fans, die endlich ihr Team mal wieder bei einer WM sehen wollen. Shao weiß übrigens, was es bedeutet, bei einer WM dabei zu sein. Denn 2002 gehörte er zum chinesischen Kader, der frühzeitig ausschied. Aus diesem Kader waren bereits schon zwei Spieler Nationaltrainer Chinas: Li Xiaopeng und Li Tie. Letzterer sitzt nicht mehr auf der Trainerbank, sondern im Gefängnis. Wegen Korruption – eine chronische und systemische Krankheit im chinesischen Fußball – bekam er 20 Jahre aufgebrummt.
Shao Jiayi gilt als Saubermann, aber er wird von der kritischen und ungeduldigen Masse der Fußballfans daran gemessen, ob er liefert. Seine erste Bewährungsprobe wird der Asien Cup 2027 in Saudi-Arabien sein.