China rüstet seit Jahren atomar auf. Über diese Entwicklung hat der pensionierte Diplomat Wolfgang Rudischhauser, der als Non-Fellow am Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg arbeitet, einen Aufsatz in SIRIUS – Zeitschrift für strategische Analysen geschrieben. Dessen länglicher Titel lautet: „Zwischen Erstschlagsverzicht und einem rapiden Ausbau des Nukleararsenals: Chinas Aufrüstung und wie der Westen darauf reagieren sollte“. Schon Mitte der 50er Jahre hat China beschlossen, Nuklearwaffen zu entwickeln. 1964 erfolgte der erste Atomwaffentest. Danach habe es über viele Jahrzehnte einen langsamen, aber stetigen Aufwuchs des Arsenals gegeben, schreibt Rudischhauser. Seit 2015 aber habe es einen quantitativen und qualitativen Ausbau des Nukleardispositivs gegeben. Die Zahl der Sprengköpfe habe sich in den letzten zehn Jahren auf rund 600 verdreifacht. Inzwischen ist China die drittgrößte Atommacht nach den USA und Russland. Rudischhauser fragt, wie sich diese atomare Aufrüstung mit Chinas erklärter Politik des Erstschlagsverzichts vereinbart. Dieses Versprechen (no-first-usage-pledge/NFU) hat China unmittelbar nach dem ersten Atomtest 1964 abgegeben. Im Westen – so konstatiert Rudischhauser – gebe es zunehmend Zweifel, ob China an diesem Verzicht festhalte. Vor allem in den Nachbarländern Südkorea und Japan herrsche Nervosität, die deshalb selbst auf Atomwaffen schielen. Droht damit eine atomare Aufrüstungsspirale in Asien? Rudischhauser hofft: „Größere chinesische Transparenz und ein Dialog mit den USA könnte ein neues Wettrüsten in Asien möglicherweise noch eindämmen.“
Info:
Der Artikel von Wolfgang Rudischhauser in SIRIUS: https://www.degruyterbrill.com/document/doi/10.1515/sirius-2025-2006/html