POLITIK I Sojabohnen – Chinas Waffe im Handelskrieg mit den USA

In diesem Monat begann in den USA die Herbsternte für Sojabohnen. Doch die Stimmung unter den Sojabauern in den Midwest-Staaten Minnesota, Illinois, Indiana und Iowa ist katastrophal. Ihr bislang größter Kunde China kauft seit Mai keine Soja mehr in den USA und wird – wenn nicht bei den amerikanisch-chinesischen Handelsgesprächen ein Wunder geschieht – auch von der derzeit laufenden Ernte nichts abnehmen. Die Titelzeile eines Artikels in The New York Times vom25. September sagt eigentlich alles: „China Bought $12,6 bn in US Soybeans last Year, Now, its 0$.“

Warum China die USA meiden, hat natürlich mit der Trumpschen Zollpolitik zu tun: Nachdem der US-Präsident die Zölle im Frühjahr gegenüber China gravierend anhob, reagierte China mit Gegenzöllen. Das bedeutet auch auf Sojaimporte liegt ein Zoll von 20 Prozent. Damit sind Sojabohnen aus den USA zu teuer geworden. Der Soja-Handel zwischen den USA und China kam zum Erliegen, aber nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus politischen Gründen. Denn China nutzt Soja auch als politische Waffe im Handelskrieg mit den USA. Chinas Führung weiß, dass die Sojafarmer im Mittleren Westen überwiegend Trump-Anhänger sind. Wenn die Farmer kein Soja mehr nach China verkaufen können, werden diese – so das Kalkül der Chinesen – Druck auf Trump ausüben, bei den laufenden Handelsverhandlungen mit China nachzugeben. Die chinesische Taktik scheint aufzugehen. Lobbyisten der Soja-Branche und auch Politiker aus Midwest bombardieren das Weiße Haus mit Brandbriefen. Einer der Briefschreiber ist Caleb Ragland ist Sojafarmer und Präsident der American Soybean Association.  Er schreibt: “U.S. soybean farmers cannot survive a prolonged trade dispute with our largest customer.” Er bekommt politische Unterstützung: Der republikanische Senator Chuck Grassley aus Iowa fordert von Trump ein Ende des Handelskrieges mit China.

China kann sich bei Soja diesen restriktiven Kurs gegenüber den USA leisten, weil es Alternativen hat. Und die liegen in Südamerika, in Uruguay, in Argentinien – und vor allem in Brasilien, das inzwischen der größte Sojaexporteur der Welt ist. Brasilien unter Präsident Lula ist auch politisch der verlässlichere Partner für China als der sprunghafte Trump. Brasilien ist wie China Gründungsmitglied des damaligen BRIC-Staatenverbundes, die Präsidenten Lula und Xi verstehen sich.

Schon seit Jahren baut China seine Beziehungen zu Südamerika aus, kauft dort Rohstoffe, verkauft Autos und investiert in Infrastruktur. In der brasilianischen Hafenstadt Santos entsteht gerade ein gigantisches Terminal, das der staatliche chinesische Lebensmittelkonzern Cofco für 486 Millionen Dollar errichtet. Zum Teil wird der Terminal schon benutzt. Gegen Ende des Jahres geht er ganz in Betrieb. Dann sollen dort jährlich 14 Millionen Tonnen verschifft werden – Sojabohnen, Mais und Zucker. Dass das chinesische Engagement in Südamerika langfristig angelegt ist, zeigt ein weiteres gigantisches Infrastrukturprojekt. Im peruanischen Chancay hat Xi Jinping höchstpersönlich im vergangenen November einen Tiefseehafen eröffnet, den der chinesische Konzern Cosco Shipping für 1,3 Milliarden Dollar gebaut hat. Er soll über eine Eisenbahnlinie mit dem größten brasilianischen Sojaanbaugebiet im Mato Grosso verbunden werden. Diese Lösung bietet zwei Vorteile: Von der peruanischen Küste aus sind die Waren viel schneller in China – und die chinesischen Containerschiffe meiden dadurch den Panama-Kanal, den die USA unter Trump zunehmend politisieren.

Info:

Ein Brief der Amercian Soybean Association an Trumü: https://soygrowers.com/news-releases/asa-urges-president-trump-to-prioritize-china-trade-as-farmers-face-crisis/

Und ein Report der American Soybean Association über die Folgen des chinesischen Boykotts: https://soygrowers.com/news-releases/soybeans-without-a-buyer-the-export-gap-hurting-u-s-farms/

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