Vor knapp zehn Jahren, im Mai 2015, wurde in China das Papier „Made in China 2025“ veröffentlicht. Darin wurden zehn Industrien bzw. Technologien definiert, in denen das Land aufholen und stark werden will. So umfassend war noch kein Plan. Und so viele Branchen waren noch in keinen Plan integriert. „Made in China 2025“ (MIC2025) deckte alle Hightech-Industrien ab, in denen China – auch das war neu – nicht nur nationale, sondern auch globale Champions kreieren wollte.
Zehn Jahre danach – im Jahre 2025 – ist es Zeit, Bilanz dieses Mega-Plans zu ziehen. Das tat soeben die Europäische Handelskammer in China (englisches Kürzel: EUCCC) mit ihrem Report „Made in China 2025 – The Cost of Technological Leadership“. Generell urteilt der Report: „Success has been mixed.“ Beim Scoreboard der zehn untersuchten Industrien zeigt der Zeiger siebenmal ins Positive, also wurden in diesen Bereichen Fortschritte erzielt. „China has achieved leadership or near-leadership in a wide range of industries identified as strategic important under the MIC2025 plan“, schreibt EICCC-Präsident Jens Eskelund. In zwei Bereichen hinkt China aber weiterhin hinterher: in der Biopharmazie und im Flugzeugbau. Was die Pharmabranche anbetrifft, konstatiert der Report durchaus „some advanced products”, aber China sei noch nicht in der Lage, jedes Arzneimittel in der gleichen Qualität zu produzieren wie die Europäer oder Amerikaner. Beim Flugzeugbau ist China ja inzwischen mit seinem Jet C919 am Markt, aber dieser A320-Konkurrent „is still dominantly reliant on foreign suppliers for its key components.“ Stark sei China hingegen bei erneuerbaren Energien und Elektrautos (im chinesischen Jargon: NEV – New Electric Vehicles). Auch bei der Robotik habe China mächtig aufgeholt: „China’s level of industrial automation is now greater than that of any European country.” Was Chips anbetrifft, bemerkt der Report: “China has made advances in key semiconductor technologies.”
Aber die technologische Aufholjagd in den vergangenen zehn Jahren hätte auch einige negative Folgen und viele Ineffizienzen gehabt. So seien in einigen Industrien Überkapazitäten entstanden, die zu Preiseinbrüchen und teilweise zu einem ruinösen Wettbewerb geführt hätten. Darunter hätten auch die europäischen Unternehmen gelitten – sowohl auf dem chinesischen Markt als auch zunehmend auf ihrem heimischen Markt, denn: „Several sectors are now overcrowded, leading to price wars and an increasing reliance on exports by companies trying to survive.“
Nachdem MIC2025 quasi abgeschlossen ist, fragt sich die EUCCC, wie es nun weitergeht. Die Antwort steht im Report: „There are indicators that China will continue using a similar industrial policy playbook for the foreseeable future.” Verwiesen wird dabei auf die 2023 von Xi Jinping ausgegebene Parole von den „new productive forces.“ Dies könne man durchaus als „re-Packaging of MIC2025“ verstehen.
Info:
Hier kann man den EUCCC-Report“Made in China 2025 – The Cost of Technological Leadership” downloaden: https://www.europeanchamber.com.cn/en/publications-archive/1274