Der Witz kommt aus China, stammt aus der Zeit der Fußballweltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea, ist also schon über 20 Jahre alt. Doch an seiner Aktualität hat sich nichts geändert: „Geht ein Japaner zum Buddha und fragt, wann Japan Fußballweltmeister wird. Sagt der Buddha: In 50 Jahren! Fängt der Japaner an zu weinen. Geht ein Koreaner zum Buddha und fragt, wann Korea Fußballweltmeister wird. Sagt der Buddha: In 100 Jahren! Fängt der Koreaner an zu weinen. Geht ein Chinese zum Buddha und fragt, wann China Fußballweltmeister wird. Fängt der Buddha an zu weinen.“
Der Witz ist auch heute noch hart für chinesische Fußballfans, entspricht aber der Realität. Auf der FIFA-Rangliste der Männer-Nationalmannschaften lag China zuletzt hinter Uganda und Neuseeland auf Platz 90, nur knapp vor Luxemburg. Nun aber will sich der Chinesische Fußballverband (Chinese Football Association) gegen die Bedeutungslosigkeit der eigenen Nationalmannschaft mit neuen unkonventionellen Methoden wehren.
Am 1. März hat der Verband ein neues Auswahlsystem für die Fußballnationalmannschaft verkündet. Nicht mehr der Nationaltrainer und sein Stab wählen die Spieler für das Nationalteam aus. Jetzt kann sich jeder – egal ob Profi oder Amateur –
selbst für die Nationalmannschaft bewerben. Er muss einen detaillierten Plan seiner bisherigen Fußballerkarriere vorlegen, seine Vereine und Trainer nennen und seine Wettkampferfahrung dokumentieren. Der Bewerbung müssen auch Videos beigefügt werden, auf denen seine Ballbehandlung erkennbar ist. Auch Videomitschnitte von Spielen sind erwünscht. Die Zeiten eines 30-Meter-Sprints und die Weiten eines Weitsprungs aus dem Stand müssen ebenfalls bei der Bewerbung mitgeliefert werden. Wer – basierend auf diesen Informationen – den Auswahlprozess übersteht, wird zu Trainingslagern des Verbandes eingeladen. “This is an important initiative to innovate the talent selection system, streamline and expand recruitment channels, identify talent through diverse means, and effectively prevent corruption in player scouting,” begründet die CFA diesen ungewöhnlichen Schritt. Schon haben nach staatlichen Medienberichten über sechs Millionen Nutzer in den sozialen Medien die neuen Regeln des CFA eingesehen und viele von ihnen die neuen Maßnahmen gutgeheißen. Wie viele sich davon für einen Platz im Nationalteam bewerben wollen, ist freilich unbekannt. Nicht bekannt ist auch die Reaktion Buddhas: Weint er weiter – oder findet er die Idee zum Lachen.