OLD CHINA HANDS I Die Asia-Bridge-“Clique”

China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch Young China Hands vorstellen – auch wenn Letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute wird ausnahmsweise eine Gruppe von Old China Hands vorgestellt: Die Gründungsredaktion von Asia Bridge.

In Hamburgs Innenstadt zwischen Mönckebergstraße und der Speicherstadt gibt es eine Ecke, wo die Straßen für Nicht-Hanseaten etwas seltsame Namen tragen: Brandstwiete, Depenau, Dovenfleet, Hopfensack, Pumpen und Kattrepel. Dort in dem ehemaligen Kontorgebäude Kattrepelsbrücke 1 wuselten Mitte der 90er Jahre auf der 5. Etage ein paar junge Leute durch die wenigen kargen Räume. Sie waren alle noch Studenten, meist der Sinologie an der Uni Hamburg. Geführt wurden sie von dem unwesentlich älteren Andreas Gerlach, einem Betriebswirt mit Asien-Faible. Sie produzierten das damals neu gegründete Monatsblatt Asia Bridge. In den Vor-Internet-Zeiten musste noch gedruckt, eingetütet und versandt werden.    

Anfang 2000 verkaufte Andreas Gerlach Asia Bridge. Die Hamburger Stamm-Redaktion löste sich auf. Und aus fast allen Jung-Redakteuren von damals ist etwas geworden. Insbesondere Kathrin Hille, Christiane und Martin Kühl sowie Martin Kölling machten (journalistische) Karriere. Dabei war die 2000 in Hamburg gestartete Financial Times Deutschland (FTD) für die meisten von ihnen das Sprungbrett, das sie in die asiatische Welt hinauskapitulierte.

Den größten Karrieresprung machte Kathrin Hille.  Sie fing bei der Financial Times Deutschland an, war dort für Asien zuständig. Als eine der wenigen gelang ihr der Aufstieg vom deutschen Ableger ins Mutterhaus. Für die große Financial Times ging sie erst nach Taipeh, dann nach Beijing. Anschließend war sie mehrere Jahre Bürochefin in Moskau. Seit September 2018 ist Kathrin Hille wieder in Taipeh, der Hauptstadt Taiwans. Offizieller Titel: Greater China Korrespondentin.

Christiane und Martin Kühl zogen 2000 nach Beijing. Beide arbeiteten dort als Korrespondenten für diverse deutsche Medien – FTD, Focus und einige mehr . 2011 wechselte Martin die Seiten, ging zu Audi China als Kommunikationschef, 2017 übernahm er bei Audi die Verantwortung für den Kundenrennsport Asia. Christiane Kühl arbeitete weiterhin als Journalistin. Seit kurzem ist Familie Kühl wieder zurück in Deutschland. An der Ostsee haben sie sich niedergelassen. Christiane Kühl schreibt für den soeben gestarteten Newsletter China Table.

Martin Kölling ging im Sommer 2007 nach Tokio als Japan-Korrespondent der FTD. Seit Anfang 2012 arbeitet er in derselben Funktion am selben Platz für das Handelsblatt. Später kam noch die NZZ dazu.  

Und was macht Andreas Gerlach? Zuletzt habe ich ihn 2010 in Singapur getroffen. Er hatte große Pläne. Er wollte so etwas wie den Eurovision Song Contest in Asien veranstalten. Die Rechte hierfür hatte er sich zusammen mit einem Finanzier gesichert. Aus dem pan-asiatischen Lieder-Wettstreit ist nichts geworden. Das war das Ende vom Lied – und seitdem fehlt von Andreas Gerlach jede Spur.

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