WER MACHT WAS? Landesspracheninstitut Bochum

Wer von seinem Arbeitgeber nach China abkommandiert wird und vorher möglichst schnell zumindest etwas Chinesisch lernen will, für den gibt es in Deutschland eigentlich nur eine Adresse: Laerholzstraße 64 in 44801 Bochum. Dort im Süden Bochums, wo es Richtung Ruhr immer grüner wird, residiert das Landesspracheninstitut in der Ruhruniversität Bochum, kurz LSI. Eine segensreiche Einrichtung, die 1973 ein gewisser Johannes Rau, damals Wissenschaftsminister des Landes Nordrhein-Westfalen, erschaffen hat. Es fing mit Russisch an, später kamen Chinesisch, Japanisch, Arabisch und Koreanisch dazu.

Anke Pieper ist seit 2000 dabei. Die Sinologin leitet das Sinicum des LSI. „Unsere Hauptklientel waren damals Firmenmitarbeiter.“ Das habe aber in den Folgejahren kontinuierlich abgenommen. Viele Unternehmen setzten inzwischen auf Kräfte vor Ort, weniger auf die teuren Expats. Natürlich schicken Konzerne wie Bosch oder Siemens immer noch Manager zum Lernen nach Bochum, oder sie engagieren die LSI-Sprachlehrer für Inhouse-Trainings. Auch das Auswärtige Amt, Medien und internationale Organisationen gehören nach wie vor zu den treuen Kunden. Die europäische Weltraumbehörde ESA schickte zum Beispiel die Astronauten Matthias Maurer, Luca Parmitano und Samantha Cristoforetti nach Bochum, um sich für ihr gemeinsames Training mit chinesischen Kollegen sprachlich fit zu machen. Besonders erfreulich sei – so Pieper- dass sich in der letzten Zeit verstärkt auch jüngere Menschen für Chinesisch interessieren. So verzeichnet das LSI immer mehr Teilnehmer aus speziellen Stipendiatenprogrammen, wie zum Beispiel der Hans-Böckler-Stiftung.  

Die Kurse, die es in verschiedenen Stufen gibt, dauerten stets 14 Tage. Gepaukt wurde in kleinen Gruppen von morgens bis abends. Fast alle Teilnehmer wohnten auch vor Ort. Und dann kam Corona. „Wir mussten vom einem auf den anderen Tag auf online umstellen,“ sagt Pieper. Weil das LSI aber schon seit Jahren an der Entwicklung von Online-Modulen arbeitete, gelang diese Umstellung relativ reibungslos. Inzwischen sind diese neue Unterrichtsformen in das Angebot integriert. In ihrem neuen Kurskatalog für das Jahr 2021 bietet das Sinicum eine Palette von alten und neuen Veranstaltungsformen an. „Viele wissen nicht, wie wir uns weiterentwickelt haben“, sagt Anke Pieper. Natürlich gibt es nach wie vor den klassischen 14-Tage-Kurs in Präsenzform (sofern die Corona-Bestimmungen das zulassen). Neu ist jedoch, dass man virtuell an diesen Präsenzkursen teilnehmen kann. Via Zoom sind die Teilnehmer auf großen Monitoren der Runde zugeschaltet. Aber dieses Angebot soll beschränkt bleiben. Pieper: „Wir nehmen nur begrenzt Zoom-Teilnehmer in unsere Präsenzkurse auf, da Präsenzunterricht und Online-Unterricht didaktisch unterschiedlich aufgebaut sind. Ein, zwei Zoom-Teilnehmer kann man aber in einen Präsenzkurs integrieren.“

Zweite Neuigkeit ist ein zehnwöchiger Online-Kurs. Jede Woche gibt es zweimal drei Stunden Unterricht, von 18 bis 20.30 Uhr. Das Pensum entspricht dem des 14tägigen Präsenzkurses. Diese neuen Online-Kurse werden für Chinesisch I bis IV angeboten. Im September starteten bereits die ersten zehnwöchigen Online-Kurse. Pieper über die ersten Erfahrungen: „Bei den älteren Teilnehmern gab es zu Beginn eine gewisse Vorsicht: Ob das funktioniert? Aber die Jüngeren reden so, als ob wir uns gegenübersitzen.“ Diese virtuellen Kurse werden – so ist es geplant – auch in Post-Corona-Zeiten beibehalten.

Drittes Novum im Sinicum: „Wir haben einen Lesekurs auf sehr hohem Niveau entwickelt“, sagt Anke Pieper. Darin werden Filme und Texte aus den Bereichen Politik, Wirtschaft Gesellschaft und Kultur diskutiert. Wer da mitreden will, sollte HSK 4-Niveau haben.

Corona hat – wenn man etwas zynisch formulieren will – die Programmentwicklung beim LSI beschleunigt. Und die nächste Neuerung ist auch schon in der Pipeline: Ein Schriftzeichen-Kurs.

Info:

Mehr über das aktuelle Kursprogramm in Chinesisch gibt es hier: https://www.lsi-bochum.de/sprachen-kurse/chinesisch

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