Liebe Leser,

Diese Zahlen erschreckten mich: 73 Prozent der befragten Manager waren noch nie in China. Das ergab der soeben veröffentlichte Huangpu Future Economic Survey – Germany 2020. Nur zwölf Prozent fühlten sich gut oder sehr gut über China informiert. Dabei waren die 1200 befragten Manager in Zukunftsbranchen tätig. Sie müssten also ein Interesse haben, viel mehr über China wissen zu wollen, denn schließlich kommen viele Trends inzwischen aus China. Der Hamburger Berater Björn Ognibeni nannte das kürzlich in einem viel beachteten Beitrag im Handelsblatt „asymmetrische Ignoranz“: Wir wissen viel weniger über China als umgekehrt. Wir haben zwar alle eine Meinung zu und über China, bei vielen aber nur basierend auf einem Halbwissen, wenn überhaupt. 

Ignoranz paart sich häufig Arroganz, Von China lernen? Wo sind wir denn! Meist wird es mit dem Hinweis abgetan, dass China ein anderes, zudem noch ein böses System sei. Dort wird von oben durchregiert, ergo könnten Dinge schneller umgesetzt werden. Und das ginge hierzulande nun mal nicht. Diskussion damit erstickt. Wer so argumentiert, macht es sich verdammt einfach. Man kann auch in einem demokratischen System zum Beispiel eine Verkehrswende vollziehen, wenn man denn will.

Und auch in der Bekämpfung der Covid-19-Pandemie zieht der Systemvergleich nicht. Asien ist erfolgreicher, und nicht nur das autoritäre China oder das ähnlich strukturierte Vietnam, sondern eben auch die demokratischen Länder Japan, Südkorea und Taiwan. Deutschland steht vielleicht im Westen verhältnismäßig günstig da. Aber im Vergleich zu Asien ist unser Abschneiden beschämend und katastrophal.

Um in diese Tristesse wenigstens ein paar kurze Lichtblicke zu bringen, starte ich mit dieser Ausgabe In der Rubrik LESEN + HÖREN die neue Unter-Rubrik „Das muss man gesehen haben“. Darin gibt es künftig verrückte Videos aus China – zum Kopfschütteln und Totlachen. Viel Vergnügen.

Wolfgang Hirn

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