WIRTSCHAFT I Wo steht China beim Rennen um den Impfstoff?

Es geht um sehr viel. Um die Rettung der Menschheit vor einem Virus. Und auch um nationales Prestige. Wer als erstes ein Impfstoff gegen Covid-19 auf den Markt bringt, verdient Milliarden, aber auch jede Menge Anerkennung und Lob rund um den Globus. Deshalb forschen sie alle in einem nie gekannten Tempo – die Amerikaner, die Chinesen, die Inder, die Briten, die Deutschen. 

   Als gebürtiger Tübinger wäre ich (zusammen mit der ganzen Nation) schon stolz, wenn das dort ansässige Unternehmen CureVac das Rennen gewinnen würde. Aber derzeit weiß niemand, wie das Rennen ausgehen wird. Es darf spekuliert werden. „Der Favorit im Impfstoffwettlauf ist…China“, konstatiert Der Spiegel in seiner Ausgabe vom 8. August. Für China, vom Westen erst wegen des Ausbruchs und dann wegen der Maskendiplomatie geprügelt, wäre dies natürlich ein großer Imagegewinn und Beweis für seine Innovationsfähigkeit. Deshalb pusht die Regierung die Bemühungen enorm, was andere Länder frelich auch tun.

   Es treten gleich mehrere Unternehmen aus China an: CanSino Biologics, Sinovac Biotech und Sinopharm gleich mit zwei Impfstoffen. Sie haben aber alle das gleiche Problem: Sie finden nicht genügend Probanden im eigenen Land, müssen deshalb ihren möglichen Impfstoff in anderen Ländern testen.

     Wer sind diese Firmen. wer steckt dahinter und wie weit sind sie bei der Entwicklung des Impfstoffes? Hier eine Übersicht: 

CanSino Biologics: Das Unternehmen wurde 2009 in Tianjin von Chinesen, die in Kanada studierten und arbeiteten, gegründet. CEO ist der Mikrobiologe Yu Xuefeng (57), der an der McGill University in Montreal promovierte und später bei Sanofi in Kanada arbeitete. Kooperiert u.a. mit der Academy of Military Medical Sciences der Volksbefreiungsarmee. Schloss als erstes Unternehmen die Phase II ab. In der Phase III wird in folgenden Ländern getestet: Saudi-Arabien (seit Anfang August), auch Mexiko, Pakistan und Russland. 

Sinovac Biotech: Gründer und auch heute noch Chef ist Yin Weiding. Auf seinem Schreibtisch stehen zwei relativ große Plastikmodelle des Virus, den er mit einem Impfstoff bekämpfen will. Sinovac war auch schon 2002/03 an vorderster Front beim Kampf gegen SARS. Testet in der Phase III in Indonesien (Juli) und Brasilien. „Wenn alles gut läuft, haben wir Anfang nächsten Jahres die Zulassung“, sagt Yin. 

Sinopharm: Ist von den dreien der einzige Staatskonzern. Der Pharmagigant macht alles selbst – von Forschung bis zum Verkauf im eigenen Handel. Hat deshalb auch rund 128 000 Beschäftigte. Tests der Phase III laufen in Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten. 

     Der Wettlauf zwischen diesem Trio und dem Rest der Welt hat begonnen. In wenigen Monaten wissen wir, wer der Sieger sein wird. 

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