OLD AND YOUNG CHINA HANDS I David Hugo Spröer

China Hands wurden im 19. Jahrhundert die wenigen Ausländer genannt, die sich in China auskannten, dessen Sprache und Kultur verstanden- oder zumindest so taten. Später wurden daraus Old China Hands, Leute mit 20 oder von mehr Jahren Erfahrung im Reich der Mitte. Es gibt aber auch zunehmend junge Leute, die sich intensiv mit China beschäftigen, die aber oft nicht zu Wort kommen. Deshalb werde ich neben Old China Hands auch Young China Hands vorstellen – auch wenn letzteres per definitionem ein Widerspruch ist. Heute ist wieder eine Young China Hand dran: David Hugo Spröer.

     David Hugo Spröer hat an der Uni Köln Geschichte, Philosophie und VWL studiert. Und wo ist er mit all diesem Wissen gelandet?  Auf dem Fußballplatz in Shanghai. Denn der junge Mann hat noch eine andere große Leidenschaft: Fussball. Nicht selber spielen, sondern andere trainieren. Schon mit 14 hat Spröer, der eine B-Lizenz vom Fußballverband Mittelrhein hat, Teams des SC Borussia Lindenthal-Hohenlind betreut, einem Kölner Vorortverein. 

    Und nun macht er das mit 29 Jahren mitten in Shanghai. Spröer ist Head of Coaching & Education bei der Shanghai Football Association (SFA). 

   Wie kommt so jemand nach China? „Über ein paar Kontakte habe ich einen Chinesen kennengelernt, der in Deutschland studiert hatte und Traineraustausch organisierte.“ 2017 war er dann für zwei Wochen bei einem Fußballcamp in Jiangsu. „Da hat es mich gepackt.“ Seit September 2018 ist er angestellter Trainer bei der SFA. Von dort bezieht er sein Gehalt, arbeiten tut er freilich an der Shanghai Sports School, mit denen der SFA eine Kooperation hat. Die Shanghai Sports School ist eine öffentliche Schule.

      In den letzten beiden Jahren hat er dort die Mädchenmannschaft der U17 trainiert. „Die haben ein sehr ansehnliches Niveau“, sagt Spröer. Vier seiner Spielerinnen sind im Kader der chinesischen Nationalmannschaft. In den nächsten Jahren wird er hingegen die ganz jungen Kicker der U12 und U13 betreuen.  Und er wird zudem weiterhin chinesische Trainer ausbilden, mit ihnen Lehrgänge und Workshops machen.

       Denn an gut ausgebildeten Betreuern mangelt es. In Deutschland gäbe über eine Million Betreuer, sagt Spröer. „Dieses Ehrenamt gibt es hier so nicht.“ In China hingegen werde der Trainer als Job angesehen: „Wenn jemand fragt: Willst Du Trainer werden? kommt die Gegenfrage: Wieviel bekomme ich dafür?“

     Das Trainerproblem sei aber nur eine Erklärung für das schwache Abschneiden des chinesischen Fußballs auf internationaler Ebene. Das sei zum einen die fehlende Fußballkultur. „Es gibt nicht wie bei uns am Samstag, bei einem Bundesliga-Spiel das ganze Drumherum, die Fankultur.“ Außerdem fehle der organisatorische Unterbau. Spröer: „In Shanghai gibt es noch keine öffentliche Jugendliga.“ Ab und zu gebe es Spiele mit Teams aus anderen Provinzen. Und dann seien wieder zwei, drei Monate Pause. 

      Andererseits sagt er: „Die Begeisterung für den Fußball ist da. Der Sport wird hier geliebt.“  Sein persönliches Fazit: „Das ist hier ein Ort, wo richtig was passiert auf dieser Welt. Für mich ist das hier eine große Freiheit.“  

No Comments Yet

Comments are closed